Schlafprobleme


Der Schlaf ist die natürliche Form der körperlichen und mentalen Ent-Spannung. Der Volksmund kennt den Ausdruck „Erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Morgen sieht die Welt schon anders aus!“. Viele Menschen haben es allerdings verlernt, in diesen entspannenden Schlaf zu finden. Sie werden von grübelnden Gedanken, Unruhe, Ängsten und körperlichen Beschwerden wachgehalten. Und je mehr sie kämpfen („Ich muss jetzt endlich einschlafen, damit ich morgen wieder fit bin“), desto wacher werden sie. Was uns am nächsten Tag „wie gerädert“ aufstehen lässt, ist aber nicht der fehlende Schlaf, sondern unser Kampf um den Schlaf.

Es werden viele Maßnahmen empfohlen, um Schlaflosigkeit zu beheben: Mit Beruhigungs- und Schlafmitteln oder sogar Antidepressiva soll Schlaf „künstlich“ erzeugt werden. Entspannungstechniken und mentale Techniken („Schafe zählen“) sollen das Abschalten erleichtern und den ersehnten Schlaf herbeiführen. Und natürlich eine ideale Schlafumgebung (Verdunkelung, Matratze etc.). Aber warum ignorieren oder bekämpfen wir die Schlaflosigkeit als Hinweis unseres Körpers? Unser Körper holt sich seinen Schlaf, wenn er ihn braucht. Wer um Schlaf „kämpft“, scheint das Vertrauen in die Weisheit seines Körpers verloren zu haben… Wir schlafen, wenn wir müde sind – ein ganz natürlicher Prozess. Wenn wir nicht schlafen können, scheint es noch etwas zu klären zu geben.

Schlaflosigkeit als Hinweis zur Reflexion

Wer nicht einschlafen kann, sollte sich fragen, warum er (noch) nicht müde ist. Er sollte sich mit seinem Tag beschäftigen. Werden wir nachts wachgehalten, gibt es Gedanken, die noch nicht verarbeitet sind und durchdacht werden müssen. Vielleicht war in der Hektik des Tages nicht die Zeit dazu, vielleicht ermöglicht uns die Stille der Nacht auch den nötigen Abstand, um über Dinge anders nachzudenken. Warum sehen wir die schlaflose Zeit nicht als wertvollen Hinweis, Ereignisse des Tages in Ruhe zu überdenken?

Zuversicht als Einschlaf-Hilfe

Menschen, die auch nach einem turbulenten Tag gut schlafen können, verfügen über Zuversicht. Sie legen sich abends ins Bett in der Gewissheit, dass sich morgen Lösungsansätze ergeben werden. Ganz egal, ob sie (z.B. mit einem Gebet) ihre Sorgen vertrauensvoll an eine göttliche Führung abgeben oder ob sie auf ihre eigene innere Führung und ihre Fähigkeiten vertrauen („Mir wird morgen schon etwas einfallen“).

Wir sehnen uns allerdings oft nach Schlaf, „um nichts mehr hören und sehen“ zu müssen. Wenigstens ein paar Stunden Ruhe von den quälenden und angstvollen Gedanken… Schlaf als mentale Betäubung – ähnlich wie Alkohol oder Drogen. Damit nutzen wir die Chancen nicht, die wir im Schlaf haben. Wir können unser Unterbewusstsein bitten, in unseren Schlafphasen Lösungen für unsere Probleme zu finden. Dafür sollten wir die offenen Themen noch einmal (innerlich) zu formulieren und sie dann bewusst loslassen. Unsere Psyche bzw. unser Unterbewusstsein arbeitet unermüdlich für uns. Das bestätigen unsere Traumphasen, in denen wir die Erlebnisse des Tages verarbeiten.

Praxis-Tipp: Wenn Sie nicht einschlafen können oder nachts wieder aufwachen:

  • Akzeptieren Sie Ihre Unruhe: „Ok, offensichtlich habe ich noch einiges zu verarbeiten!“
  • Vielen Menschen hilft es, aufzustehen und sich an einen gemütlichen Ort zurückzuziehen (z.B. mit einer Decke auf dem Sofa)
  • Sortieren Sie Ihre Gedanken:
  • Geht es darum, was Sie morgen unbedingt erledigen müssen bzw. nicht vergessen dürfen? Schreiben Sie diese auf.
  • Gehen Ihnen die Ereignisse des Tages durch den Kopf? Spielen Sie in Ihrer Vorstellung durch, wie Sie sich künftig in einer ähnlichen Situation verhalten wollen.
  • Grübeln Sie über Probleme, für die Sie derzeit noch keine Lösung haben? Machen Sie sich bewusst, wovor Sie Angst haben: Was könnte schlimmstenfalls passieren? Wie würden Sie mit dieser Situation umgehen?
  • Fragen Sie sich, ob jetzt alles „durchdacht“ ist
  • Vielleicht hilft es Ihnen, etwas zu lesen oder eine Email an einen Freund zu schreiben: Zeit für Sie selbst…
  • Wenn Sie spüren, dass Sie jetzt den Tag abschließen konnten und müde werden, kehren Sie in Ihr Bett zurück

Nächtliches Aufwachen: Der Weckruf

Die Ursache für häufiges nächtliches Aufwachen ist eine seelische Überlastung. Die Menschen sind körperlich erschöpft, weil sie tagsüber mit hohem Energieaufwand die Erwartungen anderer erfüllen, und schlafen daher zügig ein. Ihre Psyche lässt sie aber wieder aufwachen, um sie daran zu erinnern, dass sie ständig wesentliche Bedürfnisse unterdrücken und ihre Lebensführung verändern sollten. Viele Betroffene schildern daher beim nächtlichen Aufwachen die Empfindung einer „bleiernen“ Müdigkeit verbunden mit einer inneren, angstvollen Unruhe. Schlafmittel verhelfen zwar zu einem „künstlichen“ Schlaf, können die inneren Impulse aber dauerhaft nicht unterdrücken. Im Gegenteil: Es besteht das Risiko, dass sie sich in körperlichen Beschwerden ausdrücken.

Früh morgens bereits schlecht drauf?

Wer morgens trotz ausreichendem Schlaf schwer aus dem Bett kommt, sollte dies ebenfalls als Hinweis nutzen: Will ich überhaupt in den neuen Tag starten? Habe ich Angst vor dem, was heute wieder auf mich zukommen könnte? Würde ich mich am liebsten unter meiner Decke verkriechen? Gefällt mir mein derzeitiges Leben? Oder werde ich an jedem Morgen damit konfrontiert, dass ich eigentlich dringend etwas verändern müsste?